22.04.2025 | Peter Schnell
Warum ich LEGO® SeriousPlay® so gerne einsetze…
- Agile Leadership
- Agile Organisation
Was haben ein Krankenhaus, LEGO-Steine und echte Innovation gemeinsam? Eine ganze Menge – wenn man bereit ist, bekannte Wege zu verlassen. In diesem Beitrag zeige ich, warum ich LEGO® SeriousPlay® (LSP) so gerne einsetze, wie diese kreative, wissenschaftlich fundierte Methode sogar den Aufbau einer Notaufnahme revolutionieren kann und warum sie auch in Unternehmen, Teams und Workshops echte Wunder wirkt.
Vor gar nicht so langer Zeit konnte man wieder im Hamburger Abendblatt lesen, dass „Hamburgs LEGO-Notaufnahme“ (Original-Zitat) erneut ausgezeichnet wurde. Nein, es handelt sich hierbei nicht um die Notaufnahme eines Krankenhauses im ebenfalls in Hamburg beheimateten Miniatur-Wunderland oder gar im LEGOLAND, sondern es geht hier um das neue Notfallzentrum am Marienkrankenhaus in Hamburg, das so ganz anders ist als viele andere Notaufnahmen in Deutschland.
Warum ist das so?
Der Chefarzt des besagten Notfallzentrums hatte – eher durch Zufall – eine bahnbrechende Methode namens LEGO® SeriousPlay® (LSP) kennengelernt und hat sich getraut diese Methode zu nutzen, um mit allen Beteiligten das neue Notfallzentrum des Marienkrankenhauses zu entwerfen.
Alle und auch wirklich alle Beteiligten wurden an einen Tisch geholt und alle haben zusammen mit LSP das Modell der optimalen Notaufnahme entworfen, die dann auch so umgesetzt und ein voller Erfolg wurde.
Ich hätte einiges dafür gegeben, diese Workshops zu moderieren 😊
Doch warum war das ganze so erfolgreich?
Dafür muss man sich einmal LEGO® SeriousPlay® ein bisschen genauer angucken:
Die LEGO® Serious Play® (LSP) Methode ist ein moderierter, kreativer Workshop-Ansatz, bei dem Teilnehmende mithilfe von LEGO-Steinen Ideen, Herausforderungen und Lösungen visuell und haptisch modellieren. Durch das Bauen von dreidimensionalen Metaphern können komplexe Themen verständlicher gemacht, unterschiedliche Perspektiven sichtbar und neue Lösungsansätze entwickelt werden. Die Methode basiert auf aktivem, gleichberechtigtem Mitmachen, sodass jeder Teilnehmende seine Gedanken durch das Modell ausdrückt und erklärt. Dies fördert eine offene Kommunikation, tiefgehende Reflexion und eine nachhaltige Zusammenarbeit.
Im Beispiel des Krankenhauses haben zum Beispiel die Reinigungskräfte, Krankenschwestern, Notärzte, Notfallsanitäter, … gleichberechtigt an dem Modell der optimalen Notfallambulanz gearbeitet und das hat sich ausgezahlt. Man ist mit dieser Methode quasi „gezwungen“ einander zuzuhören und die Ideen des anderen mit einzubinden. Nachher sollen ja auch alle Räder möglichst perfekt ineinandergreifen und alle Mitarbeitenden unabhängig von der Hierarchiestufe miteinander arbeiten. Das gilt natürlich auch für alle anderen Teams und Gruppen, die ein gemeinsames Ziel haben.
Wissenschaft trifft Kreativität – das steckt hinter LSP
LEGO® Serious Play® ist dabei durchaus eine wissenschaftlich fundierte Methode, die ursprünglich von LEGO in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern des International Institute for Management Development (IMD) in Lausanne entwickelt wurde. Sie basiert auf der Idee, dass die Hände direkt mit dem Gehirn verbunden sind und dass durch das haptische Arbeiten mit LEGO-Steinen komplexe Gedanken visualisiert, analysiert und diskutiert werden können.
Das Prinzip ist einfach: Man baut, um zu denken. Statt lange über Probleme zu sprechen, erstellen Teilnehmende mit LEGO-Steinen dreidimensionale Modelle ihrer Gedanken, Ideen oder Lösungsansätze. Diese Modelle werden anschließend im Team präsentiert und reflektiert. Dadurch entstehen neue Perspektiven, die zu innovativen Lösungen führen können.
Die Methode folgt einem klaren Prozess, der von einem geschulten Moderator, dem LEGO® SeriousPlay® Facilitator begleitet wird.
Wie aus LEGO-Steinen greifbare Lösungen entstehen
Nach einer Einführungsphase, dem sogenannten „Skill-Building“ in dem die Teilnehmenden in die Methode eingeführt werden, stellt der Facilitator dann eine offene Frage zu dem spezifischen Thema, das die Grundlage für diesen LSP-Workshop ist (z.B. „Wie sieht unsere ideale Teamzusammenarbeit aus?“, „Wie können wir im volatilen Marktumfeld bestehen?“ oder „Wie sieht die optimale Notaufnahme aus?“).
Danach erstellt jeder Teilnehmende ein individuelles Modell mit LEGO-Steinen, das seine persönliche Sichtweise oder Lösungsidee symbolisiert. Dabei gibt es keine falschen Modelle – jeder Ausdruck ist gültig.
Im Anschluss stellen die Teilnehmenden ihre Modelle einzeln vor und erklären deren Bedeutung. Das Erzählen eigener Gedanken anhand des Modells fördert tiefe Reflexion und ein besseres Verständnis innerhalb der Gruppe. Und jeder ist an der Reihe und alle sind gleichberechtigt und haben den gleichen Redeanteil.
Nach der Vorstellung der Modelle folgt die Reflexionsphase, die Gruppe analysiert die einzelnen Modelle, identifiziert gemeinsame Muster, Herausforderungen oder Chancen und erarbeitet daraus neue Ideen und Lösungen. Das sogenannte „Gruppenmodell“ entsteht.
Dieser iterative Prozess aus Bauen, Vorstellen und Reflektieren wird bei Bedarf mehrfach wiederholt, um immer tiefere Erkenntnisse zu gewinnen.
Der Workshop endet mit einem großen LEGO® Modell, das dreidimensional und gut strukturiert das Ergebnis des Workshops visualisiert. Und mit diesem Modell wird dann weitergearbeitet, es werden Handlungsoptionen abgeleitet, Aufgaben definiert und das, was man erarbeitet hat in die Tat umgesetzt. Bei Fragen oder Unklarheiten kann man auf das Modell (oder auf Fotos oder ein Video des Modells) gucken und erinnert sich gleich viel besser, was man damals erarbeitet hat. Das schlägt garantiert jede erarbeitete Powerpoint-Präsentation😊.
Einfacher Einstieg – große Wirkung
Die Methode eignet sich für eine Vielzahl von Anwendungsbereichen (nicht nur für Notfallambulanzen) wie zum Beispiel
- Teamentwicklung: Förderung von Vertrauen, Kommunikation und Zusammenarbeit.
- Strategie- und Innovationsprozesse: Entwicklung neuer Geschäftsideen oder Konzepte.
- Konfliktlösung: Visualisierung von Spannungen und Erarbeitung gemeinsamer Lösungen.
- Organisationsentwicklung: Definition von Visionen, Werten und langfristigen Zielen.
- Führungskräfte- und Change-Management: Unterstützung von Veränderungsprozessen.
Und während ein großer LSP-Workshop in der Regel einen ganzen Tag dauert, kann man diese Methode aber auch sehr gut dafür verwenden in kleineren Einheiten Ergebnisse zu erzielen, in dem man bewährte Tools und Methoden mit LEGO® SeriousPlay® aufwertet. Sehr gute Erfahrungen habe ich zum Beispiel mit einer SWOT-Analyse oder mit einer Trend-Analyse mit LSP gemacht, solche kleinen Workshops dauern meist nur eine oder maximal zwei Stunden und erzielen ebenfalls großartige Ergebnisse.
Auch für das Opening oder das Warm-Up eines großen Workshops lassen sich LSP-Elemente sehr gut verwenden.
Und die Methode ist überhaupt nicht schwer zu erlernen oder zu beherrschen, ich komme sehr gerne zur Dir/zu Euch mit meinem LSP-Material und wir starten einmal einen kleinen oder großen LSP-Workshop. Wer erst einmal nur die Methode kennenlernen möchte, dem empfehle ich einen der eintägigen Einführungsworkshops, die ich anbiete.
Ich hoffe, ich konnte mit der kleinen Einführung die eine oder den anderen ein bisschen neugierig auf LEGO® SeriousPlay® machen.
Falls es Fragen gibt, stehe ich sehr gerne zur Verfügung oder Sie besuchen gleich einen der nächsten Einführungs-Workshops.
Foto von Peter Schnell © Christian Augustin / IT-Tage
Foto LEGO® SeriousPlay® von Peter Schnell